Klaus Kinski
Eine der schillernsden Personen des zwanzigsten Jahrhunderts im Filmgeschäft war ganz sicherlich Klaus Kinski. Dieser extravagante Schauspieler, den die meisten leider immer nur mit Edgar-Wallace-Filme assoziieren, war viel mehr als nur ein guter Darsteller zweitklassiger Filme.
Als Verehrer dieses meist verkannten Genies, habe ich diese Seite speziell für meinen Bruder Matthias entworfen, der genau wie ichselbst, ein Verehrer Klaus Kinskis ist.
Klaus Kinski, eigentlich Klaus Günter Karl Nakszynski, wurde am 18. Oktober 1926 in Zoppot/Polen geboren. Bereits vier Jahre später übersiedelten die Eltern nach Berlin, wo Kinski zunächst ins Erziehungsheim musste, später besuchte er das Prinz-Heinrich-Gymnasium bis zur Untersekunda und für kurze Zeit das Bismarck-Gymnasium. Im Alter von 16 Jahren kommt er zur deutschen Wehrmacht, besucht zunächst ein Wehrertüchtigungslager der Hitlerjugend in Holland und gerät 1944 in britische Gefangenschaft, wo er im Lager erste Theatererfahrungen sammelt.
Nach Kriegsende kehrt Kinski zurück nach Berlin, wo er erfährt, dass seine Mutter bei einem Bombenangriff ums Leben kam und sein Vater als verschollen gilt. Er wohnt für einige Zeit als Untermieter in der Bonner Str. 9, welche bis zur Machtergreifung der Nazis als Inbegriff der Linksintellektuellen galt. 1946 zieht Kinski in Deutschland umher. Er hat ein Vorsprechen in Tübingen, wo er für den Melchthal in "Wilhelm Tell" vorgesehen ist, brennt jedoch mit den 50 DM Vorschuss durch.
Ein Jahr lang spielt er dann am Schlosspark-Theater in Berlin, wo ihn Boleslaw Barlog engagiert.1948 spricht er den Romeo in Shakespeares "Romeo und Julia" für eine Hörspielaufnahme (auf CD erhältlich!), bekommt eine Gage von 3000 DM und mietet sich ein Atelier in Berlin/Friedenau. In dieser Zeit wird auch zum ersten Mal die Filmindustrie auf ihn aufmerksam. Roberto Rossellini hält Probeaufnahmen in Berlin für seinen Film "Deutschland im Jahre Null" ab und Kinski soll für diesen Film vorsprechen. Ein Engagement scheitert aber an einer festen Bindung Kinskis ans Berliner Theater in der Kaiserallee. Dennoch kann er am 24. September 1948 sein Filmdebut in York´s "Morituri" feiern. Kinski bearbeitet Fjodor Dostojewskijs "Der Idiot" und "Schuld und Sühne" eigenhändig für die Bühne. Seine Versionen bietet er zunächst Wolfgang Langhoff und später Jürgen Fehling an. Letzterer zeigt Interesse, jedoch kommt es nie zu einer Zusammenarbeit.
Ende der 40er Anfang der 50er Jahre muss er für zwei Monate ins Krankenhaus um sich wegen einer Gelbsucht behandeln zu lassen. Nach mehrfachen Versuch dort auszubrechen, wird er in die Nervenheilanstalt nach Berlin-Wittenau verlegt, kann die Anstalt aber nach ein paar Tagen wieder verlassen.
Ab 1950 beginnen auch seine exzentrischen Gedichtrezitationen Francois Villons und Arthur Rimbaud. Zu dieser Zeit versucht er sich auch als bildender Künstler. Seine Bilder werden aber nie ausgestellt, da er sie alle vorher zerfetzt. Auch seine einzige Plastik "das Chaos" zerschlägt er mit einem Hammer.
Bertolt Brecht läßt ihn bei den Umbesetzungsproben zu "Mutter Courage" zuschauen. Brecht probt seit drei Monaten dieselbe Szene. Für Kinski ist diese Art der Bühnenarbeit "unverständlich und stumpfsinnig". Schließlich verläßt Kinski das Deutsche Theater und mietet sich in der Brandenburgischen Strasse ein neues Atelier. Am 23. März wird seine erste Tochter Pola in Berlin-Charlottenburg geboren.
Er heiratet die Mutter seiner Tochter läßt sich aber kurze Zeit später wieder scheiden. Finanziell pleite, setzt er sich nach Südfrankreich ab, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält.
Bis Anfang der sechziger Jahre nimmt Kinski über 20 Schallplatten auf, mit Gedichten und Prosa u.a. von François Villon, Arthur, Rimbaud, Charles Baudelaire, William Shakespeare, Oscar Wilde, Fjodor Dostojewski, Kurt Tucholsky, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Bertolt Brecht und Friedrich Nietzsche.
In den 50ern hat er Engagements u.a. in Berlin, München und Wien.
1954 spielt er in Helmut Käutners "Ludwig II". Zwei Jahre später kauft er sich sein erstes Auto: ein perlgrauer Cadillac, den er bei einer Spritztour durch München auch gleich wieder zu Schrott fährt. Zu dieser Zeit unternimmt er einen Selbstmordversuch.
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1959 spricht Kinski anläßlich der kommunistischen Weltjugendfestspiele auf dem Heldenplatz in Wien vor siebzigtausend Zuhörern Friedensverse von Bertholt Brecht.
Am 5. August 1960 hat sein erster Edgar-Wallace-Film Premiere: "Der Rächer". Insgesamt wird er weitere 16 Filme aus dieser Reihe drehen. Kinski zieht wieder nach Berlin in eine 6-Zimmer-Wohnung in der Uhlandstrasse. Am 24. Januar 1961 kommt seine zweite Tochter Nastassja in Berlin zur Welt. Ebenso wie seine ersteTochter, benennt er sie nach einer Figur aus Dostojewskijs "Der Idiot".
In Wien entdeckt er in einem Schaufenster ein Bildnis des Geigers Niccolo Paganini und ist sofort fasziniert von dem berüchtigten und genialen Musiker. Er sieht ihn als ein Alter Ego und trägt sich fortan mit dem Gedanken, Paganinis Leben zu verfilmen. Innerhalb von 6 Tagen und 6 Nächten schreibt er eine Art Rohfassung seines späteren Drehbuchs. Allerdings werden noch knapp drei Jahrzehnte vergehen, ehe er sein Projekt verwirklichen kann.
1962 geht Kinski wieder auf Deutschlandtournee und trägt 20 der berühmten klassischen Monologe in Originalkostümen vor (darunter Hamlet, Romeo, Othello, Faust und Danton). Die Vortsellungen dauern jeweils vier Stunden. Auch seine berühmten Rezitationen von Rimbaud, Oscar Wilde, Schiller u.a. bringt er im Laufe der 60er Jahre auf die Bühne. 1964 spielt er in "Winnetou II" eine der Hauptrollen.
Frederico Fellini macht Kinski ein Angebot in dessen Film "Julia und die Geister" mitzuspielen. Verärgert über die zu geringe Gage telegraphiert Kinski an Fellini "Laß dir in den Arsch ficken!".
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Am 22. Dezember 1965 hat David Leans Meisterwerk "Doktor Schiwago" Premiere. Kinski spielt darin einen russischen Zwangsarbeiter und in seinem kurzen Auftritt wird er dennoch dem internationalen Publikum zum Begriff.
Er siedelt nach Rom über und beginnt dort ein ausschweifendes Leben. Es beginnt die Zeit der Italo-Werstern. Er dreht unter Sergio Leone "Für ein paar Dollar mehr".
Er lehnt erneut Projekte ab. Diesmal unter der Regie von Lucino Visconti und Pier Paolo Pasolini. Am 2. Mai 1971 heiratet er die Vietnamesin Minhoi Genevière Loanic in Rom. Er trifft auch in dieser Zeit zum ersten Mal Werner Herzog in München, der ihn für seinen neuen Film "Aguirre, der Zorn Gottes" haben will. Am 20. November desselben Jahres rezitiert Kinski in der Berliner Deutschlandhalle seine eigenhändig umgearbeitete Version des Neuen Testaments. Das aufgebrachte Publikum randaliert. Die Vorstellung muss mehrere Male unterbrochen werden. Die als "Jesus-Christus-Erlöser-Tour" geplante Deutschlandtournee wird daraufhin abgesagt.
Ein Jahr später beginnen die Dreharbeiten zum Film "Aguirre, der Zorn Gottes", welcher am 29. Dezember 1972 Premiere hat. 1975 verlässt er Rom. Im August 1976 kommt die erste Auflage seiner Autobiographie "Ich bin so wild nach deinem roten Erdbeermund" auf den Markt. Seine Brüder gehen gegen dieses Buch vor und es wird vom Markt genommen.
Am 30. Juli 1976 wird sein Sohn Nanhoi Nikolai geboren. Zwei Jahre später beginnen die Dreharbeiten zu "Nosferatu-Phantom der Nacht" in Deutschland, Holland, Mexiko und der Tschechoslowakai. Unmittelbar danach dreht er "Woyzzeck". Beide Filme unter der Regie Werner Herzogs.
Er schlägt das Angebot Steven Spielbergs aus in dessen Film "Jäger des verlorenen Schatzes" mitzuspielen.
1981 erfolgt eine erneute Zusammenarbeit mit Herzog: "Fitzcarraldo" wird in Peru und Brasilien gedreht. 1984 übersiedelt er nach Kalifornien in die Nähe von San Francisco. Er meidet fortan den Kontakt zur Aussenwelt.
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Während der Dreharbeiten zum Film "Cobra Verde" 1985 werden die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kinski und Regisseur Werner Herzog so groß, daß eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist. 1988 beginnt Kinski die Arbeit an seinem Film "Kinski Paganini" indem er die Hauptrolle spielt, Regie führt und als Drehbuchautor fungiert. Nach 46 Drehtagen ist sein Meisterwerk fertig. Der Film hat Premiere im Pariser Opernhaus verschwindet dann aber für viele Jahre in der Versenkung.
Er lehnt ein Angebot Francis Ford Coppolas ab in seinem Film "Der Pate III" mitzuwirken. 1991 kommt seine überarbeitete Version seiner Autobiographie unter dem Titel "Ich brauche Liebe" erneut auf dem Markt.
Am 23. November 1992 stirbt Klaus Kinski völlig unerwartet auf seinem Anwesen Lagunitas bei San Fransisco. Als Todesursache wurde ein Herzinfarkt diagnostiziert.
Auf seinem Wunsche hin wird sein Leichnam verbrannt und in Anwesenheit engster Verwandte und Freunde in der Bay Area von San Fransisco dem Meer übergeben.
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Wer sich mehr mit Klaus auseinandersetzen möchte, den möchte ich auf meine ÖLink-Seite am Beginn meiner Homepage verweisen.
Desweiteren sei angemerkt, dass nach wie vor hervorragende Aufnahmen seiner Interpretationen, z.B. von FrancoisVillons
Ö"Die Lästerzungen", auf CD erhältlich sind. Der Live-Mitschnitt seiner Jesus-Christus-Erlöser-Interpretation aus der Berliner Deutschlandhalle, wurde aber leider aus Urheberrechtsgründen wieder vom Markt genommen. Aber es gibt ja das Internet.......
Im Oktober 2003 erschien nun endlich von Deutsche Grammophon Klaus Kinskis erzählerisches Gesamtwerk auf 20 CD´s mit einer Gesamtspielzeit von über 19 Stunden! Obwohl die Aufnahmen teilweise mehr als 55 Jahre alt sind, ziehen sie nach wie vor jeden Zuhörer in seinen Bann. Er ist und bleibt eben Deutschlands größter Rezitator.