Thomas Mann
       1875 - 1955
Thomas Mann wurde am 06.06.1875 in Lübeck als 2. Sohn von insgesamt 5 Kindern des Kaufmanns und Senators Joh. Heinr. Mann und Julia da Silva-Bruhns geboren. Sein schriftstellerisches Interesse zeigte sich bereits während der Schulzeit in Lübeck (bis zur Mittleren Reife 1894) in der er Mitherausgeber der Schülerzeitschrift »Der Frühlingssturm« war (er war kein besonders guter Schüler!). Nach dem Tod des Vaters 1891 und dem Verkauf der Firma siedelte die Familie 1894 nach München um. Thomas arbeitete dort ein Jahr als Volontär einer Feuerversicherungsgesellschaft. Dort entstand seine erste Novelle »Gefallen« (1894). Danach beginnt er ein Studium historischer, volkswirtschaftlicher und schöngeistiger Fächer an der TH München. Finanziert wurden sowohl Thomas als auch sein älterer Bruder Heinrich durch eine monatliche Versorgungsrente der Mutter. Er arbeitete schriftstellerisch, u.a. für die Zeitschrift seines Bruders Heinrich »Das zwanzigste Jahrhundert«. Von 1896-1898 folgte eine Italienreise mit längerem Aufenthalt in Rom. In dieser Zeit wird Thomas Manns erstes Novellenbändchen »Der kleine Herr Friedemann« (1897) publiziert.
Nach seiner Rückkehr schlägt sein Verlag S. Fischer ein größeres Projekt vor: es entstand das Konzept zu »Buddenbrooks«. Dieser erschien im Jahre 1901.Mit ihm erfolgt der literarische Durchbruch. Thomas Mann konnte nun als freier und anerkannter Künstler leben. Der autobiographische Roman zeigt kritisch den Aufstieg und Fall einer Lübecker Patrizierfamilie als Repräsentanten des deutschen Bürgertums. 1929 wurde ihm für diesen Roman der Literatur-Nobelpreis verliehen.
1905 heiratete Thomas Mann Katja Pringsheim. Aus dieser Ehe gehen sechs Kinder hervor (Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael).
Seine politische Haltung war konservativ, eher zurückhaltend. Erst bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wendete er sich gegen die feindliche Propaganda, die die Deutschen als Barbaren klassifizierte. Er bekannte sich in jener Zeit zur »deutschen Idee« und wurde zum Kriegsbefürworter. Seine politische Gesinnung führte zum jahrelangen Bruch (1914-1922) mit seinem Bruder Heinrich, der sich als internationaler Pazifist verstand. Thomas Mann betrachtete den Krieg aus der Distanz, aus literarischer Sicht: der Krieg ist mehr ein Kampf geistiger Phänomene als ein reales, blutiges Schlachtfeld. - Auf der literarischen Ebene benutzte er den Krieg als erzählerisches Ende zu seinem wohl bedeutendsten (meiner Meinung nach!) Roman »Der Zauberberg« (1924), dessen Arbeiten die Jahre 1919 bis 1924 bestimmten. Der autobiographische Bildungsroman, der auf einer märchenhaft verzauberten Ebene in der morbiden Sanatoriumswelt spielt, zeigt verschiedene geistige Strömungen: den humanistischen Aufklärungsoptimismus (in Gestalt der Person des Lodovico Settembrini), eine asketisch-kommunistische Ideologie (Leo Naphta), die Lebensgenußkunst (Mynheer Peperkorn) und die dialektische Auseinandersetzung mit ihnen.
Mit Beginn der Weimarer Republik änderte sich seine Haltung: er unterstützte die Republik, da er sie als einen Teil der deutschen Kultur interpretierte. Der drohende Faschismus wurde von ihm zudem früh erkannt. Er kritisierte die NSDAP, er wurde zu ihrem vehementen Gegner, verurteilte den Nationalsozialismus als Barbarei, schützte z.B. Richard Wagner vor ideologischer Ausbeutung in der Rede »Leiden und Größe Richard Wagners« (1933). Die literarische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus fand jedoch erst Jahre später in dem Roman »Doktor Faustus« (1947) statt.
Während eines Aufenthaltes in der Schweiz 1933 wird er vor der Rückkehr nach Deutschland gewarnt, da die Nationalsozialisten nun die Macht übernommen hatten. Sie sahen in Thomas Mann einen besonderen Gegner, erkannten seine Bonner Ehrendoktorwürde ab und beschlagnahmten seinen Besitz. 1936 wurde er offiziell ausgebürgert. Er blieb bis 1936 in der Schweiz. Vorübergehend in Frankreich, emigrierte er mit seiner Frau und seinen Kindern 1938 in die Vereinigten Staaten (sein Bruder Heinrich folgte ihm später zusammen mit seiner Frau Nelly), zunächst nach Princeton, wo er als Gastprofessor tätig war, dann im Jahre 1942 nach Kalifornien (Pacific Palisades), wo er bis 1952 blieb. Von dort aus verfasste er div. Kampfreden gegen Hitler, die vor allem im Radio gesendet wurden. 1944 wurde Thomas Mann amerikanischer Staatsbürger.
Im Jahre 1952 kehrte er nach Europa zurück und lebte in der Schweiz. Sein Verhältnis zu Deutschland blieb weiterhin getrübt. Er kam nur noch 2x nach Deutschland zurück: 1949 anlässlich des Goethe-Jahres und 1955 anlässlich des Schiller-Jahres.
Am 12.08.1955 verstarb Thomas Mann.

Nicht nur das Leben Thomas Manns lohnt sich näher zu betrachten; auch das Leben seiner Kinder spiegelt die Größe jener Familie wider:
Klaus Mann, selbst Literat („Mephisto"), Erika Mann, Mitbegründerin des Kabaretts „Die Pfeffermühle", Golo Mann, Autor und Historiker und nicht zuletzt Elisabeth Mann-Borgese, ebenfalls Autorin und Mitbegründerin des „Club of Rome" sowie Professorin für Seerecht an der Universität in Halifax/Kanada. Die Söhne Klaus und Michael begingen Selbstmord.

Ein erstaunlich gutes Bildnis über diese Familie, findet der Interessierte in dem Fernsehdreiteiler „Die Manns", in dem Armin Müller-Stahl die Rolle des Thomas Mann hervorragend interpretierte.
Der Zauberberg - ein ganz außergewöhnliches Buch. Einen kleinen Einblick in dieses Werk gibt es hier
Im September 2006 hatte ich im Zuge eines neuen Projektes, welches mich nach Zürich brachte, die Gelegenheit, an einem Wochenende bei herrlichem Sonnerschein, auf den Spuren der Familie Mann zu schreiten. In dem kleinen Ort Kilchberg bei Zürich übersiedelte die Familie Mann nach dem amerikanischen Exil. Auf dem Dorffriedhof befindet sich das Familiengrab. Nur Golo Mann liegt abseits, auf eigenem Wunsche "so weit wie möglich vom Vater entfernt". Klaus Mann wurde in Cannes beigesesetzt.
An der Zürcher Universität befindet sich auch in einem kleinen Haus das Thomas Mann Archiv. Dort kann man zweimal in der Woche (Mittwochs und Samstags jeweils 14:00 - 16:00 Uhr) das Arbeitszimmer von Thomas Mann besichtigen.
Das Arbeitszimmer von Thomas Mann in der Schöngerggasse 15 in Zürich.
Das Familiengrab der Familie Mann auf dem Kilchberger Friedhof bei Zürich.